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Typisch Mann?

Ich habe am Wochenende einer guten Bekannten von meinem Vorhaben – in einem Blog mein 40Minuten-Ziel zu veröffentlichen – erzählt. Da sie eine langjährige Läuferin ist, war ich mir ihrer Zustimmung und Ermunterung sicher. Doch weit gefehlt.

Sie läuft zwar seit knapp 10 Jahren regelmäßig. 4-5 Mal pro Woche direkt nach dem Aufstehen, noch vor dem Frühstück, springt sie in die Laufschuhe und dreht entweder eine kleine, eine mittlere oder eine große Runde. Ohne Uhr, ohne Pulsmesser, kein Trainingstagebuch, kein Trainingsplan, kein Ehrgeiz (die „große“ Runde ist weniger als 5km lang). Kurz, das völlige Gegenteil meiner Vorgehensweise.

Ich versuchte sie zu überzeugen, dass 3 längere Läufe in der Woche eine gute Alternative darstellen könnten, aber sie ließ sich nicht von ihrem Weg abbringen. Sie ist völlig zufrieden, so wie sie es handhabt. Das hat mich nachdenklich gemacht. Sind wir beide einfach nur unterschiedliche Typen oder gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen dem Ehrgeiz von Läufern und Läuferinnen?

Wie kann ich das einfach prüfen? Ich brauche eine große Datenmenge. Die Ergebnisliste des Berlin-Marathons bietet sich an. Die Ergebnisse sollten grundsätzlich eine Gauß´sche Glockenkurve aufweisen. Bei den „attraktiven“ Zeiten sollte eine Häufung auftreten: also sub 3:00h, sub 3:30, sub 4:00, sub 4:30 oder sub 5:00. Das sind für jeden Marathonläufer magische Grenzen und wer unterwegs merkt, dass er z.B. ein 3:31 laufen kann, der wird auf den letzten Kilometern alles für eine 3:29 geben. Soweit die Theorie.

Schauen wir uns die Ergebnisse des letztjährigen Marathons in Berlin getrennt nach Männern und Frauen an. Ich habe die Anzahl der Finisher jeweils in 5-Minuten-Blöcke zusammengefasst. 3:25:00 – 3:29:59 mit über 1200 Finishern bildet z.B. einen solchen 5er-Block. In das Diagramm wurden nur die Blöcke mit jeweils mehr als 100 Finishern aufgenommen.

Berlin M

Die „Sprünge“ bei den magischen Schwellen sind sehr deutlich zu erkennen. Offensichtlich läuft ein nicht unbeträchtlicher Teil der Männer doch mit einem gewissen Ehrgeiz. Die Endzeit soll nach Möglichkeit etwas „hermachen“.

Schauen wir uns das Bild bei den Frauen an. Auch hier habe ich die Finisher wieder in 5er-Blöcke zusammengefasst.

Berlin F

Eine Normalverteilung ist hier nur in Ansätzen zu erkennen. Die Anzahl der Finisher zwischen 4:00 und 4:45 variiert sehr stark. Die 3 stärksten Blöcke sind in dem Diagramm markiert. Hier lässt sich keine Regelmäßigkeit ableiten. Es sieht wirklich so aus, als ob die Mehrzahl der weiblichen Fisisher unbeeindruckt von „magischen“ Schwellwerten ist. Meine laufende Bekannte scheint in ihren Ansichten kein Einzelfall zu sein.